So langsam bin ich in Indien angekommen. Heute war „Bangle-Tag“ – der Tag, an dem die Mädchen Armreifen übergestreift bekommen. Die ersten beiden Texte über meine Ankunft in Indien und das Henna-Malen findet Ihr hier und hier.
Der Tag begann mit einem Klingeln an unserer Hoteltür. (Ja, unser Hotelzimmer, kaum größer als 20 Quadratmeter, hatte eine Klingel…) Vor der Tür stand ein Angestellter und fragte uns, ob wir Tee oder Kaffee möchten. Noch leicht verkatert bestellten wir zwei Kaffee. Schon kurze Zeit später bekamen wir zwei kleine Tassen Nescafé serviert und ein paar Gurkensandwiches mit einer würzigen Sauce. Frühstück auf indisch eben.
Im Tuck-Tuck
Mit unseren Zimmernachbarn Dario und Philatsch riefen wir uns ein Tuck-Tuck, welches uns zum Haus der Eltern bringen sollte. Auf halber Strecke stoppte unser Fahrer plötzlich und bedeutete Philatsch, der neben dem Fahrer Platz genommen hatte, er möge sich mit nach hinten zu uns setzen. „Police, Police“ murmelte er und machte dabei eine Bewegung mit der Hand die wohl „Blaulicht“ heißen sollte und deute gleichzeitig auf die Kreuzung ein paar Kilometer vor uns.
Eigentlich war die Rückbank schon mit uns drei Jungs und unserem Gepäck komplett besetzt. Ich schwang deswegen meinen Hintern buchstäblich aus dem Tuck-Tuck und hielt mich mit beiden Händen fest. Schon ging die Fahrt weiter, durch den wilden indischen Verkehr bis wir sicher am Elternhaus ankamen. Übrigens ist der korrekte Begriff eigentlich Autorikscha – das habe ich aber auch erst gelernt als ich diesen Beitrag geschrieben habe.
Bangle-Tag
Heute war der „Bangle“-Tag für die Frauen der Hochzeitsgesellschaft. Bei dieser Zeremonie bekamen sie grüne Armreifen übergesteift. Die Armreifen sind aus dünnem Glas und komplett geschlossen. Für einige der Mädchen war das Überstreifen eine schmerzhafte Angelegenheit. Die Hände mussten teilweise stark zusammen gequetscht werden, um den Armreif über den Handrücken zu bekommen. Ashwini, die Braut bekam zusätzlich noch goldene Armreifen übergestreift. Ein sehr emotionaler Moment – Ashwini verbeugte sich vor Ihren Eltern und Verwandten tief, um sich bedanken. Petra, die Mutter des Bräutigam bekam ebenfalls zwei goldene Armreifen. Diese hat sie von Ashwinis Mutter geliehen bekommen, eine große Geste.
Abends ging es wann wieder mit den Jungs und den Brüdern von Ashwini zum „Kurta“-kaufen. Dem traditionellen Oberteil der Männer für eine indische Hochzeit. In einem riesigen Bekleidungsgeschäft ließen wir uns standesgemäß einkleiden. Der Laden bestand eigentlich nur aus langen Regalen und Theken davor. Nachdem wir dem Mitarbeiter erklärt hatten was wir haben wollten, suchte er uns die passende Größe raus.
Beim indischen Friseur
Danach gingen wir zum indischen Friseur und Barbier – ein kleiner Laden im Untergeschoß eines Hauses. An drei Stühlen wurde parallel frisiert über dem Eingang liefen auf einem Fernseher indische Musikvideos. Dank der Übersetzung von Sachin, dem Schwager der Braut, wussten die Barbiere was zu tun ist. Da ich erst vor kurzem bei Friseur war ließ ich mir den Bart trimmen. Mit Rasiermesser und Schere bewaffnet ging der Barbier mit konzentriertem Blick ans Werk.
Anschließend bekamen wir eine Kopfmassage der besonderen Art. Unser Friseur schnallte sich eine Art Massagegerät, das aussah wie eine Mischung aus Rasenmäher und Rührgerät, an seine Hand mit der über unserer Kopf fuhr. Der ganze Kopf vibrierte und verschaffte einen wohligen Schauer. Auch Hals, Schulter und Nacken wurden nicht ausgespart. Besonders spannend wurde es, als der Barbier seinen Finger in mein Ohr stecke, während die Maschine an seiner Hand ihren Dienst tat. Was für ein Erlebnis!
Nach dem Friseur besuchten wir noch eine Bäckerei im Nachbargeschäft, welche neben klassischen Torten auch indische Spezialisten wie mehlfreie Kekse mit Zitrone anbot. Nach dem Abendessen konnten Daniel und ich unser Zimmer im neuen Hotel beziehen, welches wesentlich besser ausgestattet war, als das Erste.
Das war Tag drei auf dem indischen Subkontinent. Morgen ist der große Tag, auf den alle gewartet haben – der Hochzeitstag!