4. Tag Indien – Tempeltag

Tempeltag. Nach dem langen Hochzeitstag gestern ging es am Fünften Tag gleich weiter mit weiter. Denn in Indien ist es so, dass ein Brautpaar erst nach dem Besuch in bestimmten Tempeln „richtig“ verheiratet ist. Vorher darf sich das Paar eigentlich noch nicht einmal berühren. Am Vormittag trafen sich die deutschen Gäste und Ashwinis Familie am Elternhaus. Auch dort folgten weitere Zeremonien. Vor dem Haus standen fünf Becher aus Blech welche mit einem Bindfaden verbunden waren und damit einen Kreis bildeten. Dieser Kreis sollte das Universum symbolisieren. In der Mitte dieses Kreises befand sich ein kleiner Hocker aus Holz auf dem das Brautpaar Platz nahm. Das Paar musste sich gegenseitig waschen, oder wurde von den Frauen der Familien gewaschen. Außerdem mussten sie sich mit Kokos-Milch bespucken. Zum Abschluss mussten die Beiden noch aus einer Schüssel, welche auch mit Milch gefüllt war, einen Ring suchen. Erschwert wurde die Suche dadurch, dass in der Schüssel Blütenblätter und Steine befanden. Die Rituale an diesem Tag waren weniger streng, es ging hoch her und es wurde viel gelacht.
Auf dem Weg zum ersten Tempel
Mit einem Bus fuhren wir am Nachmittag zum Ganesha Temple, welcher sich ungefähr 20 Kilometer von Baramati entfernt in dem Örtchen Morgaon befand. Der Tempel ist Ganesha gewidmet, dem Gott der Weisheit. Er zählt zu den Bekanntesten Göttern im Hinduismus. Zum Tempel führte eine schmale Straße. Unser Bus kam in der Stadt nur schleichend voran – Autos, Busse und Mopeds suchten sich ihren Weg. Durch die offenen Fenster des Busses konnten wir das Treiben gut beobachten. Zwischen all den Autos zwängten sich auch noch Gläubige hindurch. Vor dem Tempel befand sich ein kleiner Markt – an Ständen verkauften Händler Souvenirs, Früchte aber auch Spielzeug für Kinder. In einem Stand mussten wir alle unsere Schuhe abgeben, denn wie fast überall in Indien betritt man das Innere eines Gebäudes barfuß. Im Tempel ließen sich Ashwini und Mario segnen und spendeten eine Kokosnuss, welche sie an einem Stand vor dem Tempel kauften.
Die Stufen hinauf zum Tempel
Nach einem kurzen Zwischenstopp bei einem Souvenirhändler machten wir uns auf dem Weg zum Khandoba Temple in Jejuri. Der Tempel lag ein paar Kilometer entfernt auf einem Berg. Dieser Tempel hat für Ashwinis Eltern eine besondere Bedeutung, da er ihrem Glauben nach, ihnen ihren ersten Sohn, Martant, schenkte. Der Tradition folgend, musste Mario seine Braut mindestens fünf Stufen den Berg hinauftragen. Gar nicht so einfach, bei mehr als 30 Grad im Schatten. Doch Mario biss die Zähne zusammen und trug Ashwini mehr als 13 Stufen hinauf. Auf den vielen Stufen des Tempels (ingesamt ca. 450!) verkauften Händler neben Souvenirs auch Snacks und vor allem Kurkuma in kleinen gelben Beuteln.
Im Tempel
Im Innenhof herrschte ein großes Gewusel. Überall standen, saßen und liefen mit Kurkuma bestäubte und beschmierte Hindus umher. Unsere Reisegruppe erregte großes Aufsehen, und schon nach kurzer Zeit wurden wir von vielen neugierigen Indern umringt. Viele der Einheimischen konnten es nicht glauben, dass wir uns so sehr für ihre Kultur interessierten. Nach zirka einer halber Stunde Warten wurden wir durch einen Seiteneingang in das Innere des Tempels geschleust. In dem winzigen Innenraum war es unsagbar heiß, die Luft war zum Schneiden dick, auch wenn die Ventilatoren auf Highspeed ihr Möglichstes gaben. Von allen Seiten schoben sich Menschen, die bis zu vier Stunden draußen gewartet hatten hin und her. Avdhoot zerrte mich zu einer Nische, ein Priester fragte mich nach meinem Namen und drücke mir einen Klecks Kurkuma auf die Stirn. Danach wurde ich mit einem Schwung an Indern schon wieder nach draußen geleitet. Da war es in der Zwischenzeit dunkel geworden. Ashwini und Mario zogen mit uns noch eine komplette Runde um die Tempelanlage. In verschiedenen Nischen rund rum den Tempel beteten die Beiden zusammen. An der vorletzten Station bekamen wir abschließend durch einen Priester drei Handabdrücke mit Kurkuma auf die Brust und den Rücken. Morgen folgt der letzte Teil meines kleinen Reiseberichtes.
Paul Glaser

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